Der handelsübliche Schweinehund führt in den meisten Menschen von Februar bis Dezember ein recht geruhsames Leben. Unaufgeregt und zumeist wohl genährt dirigiert er das Handeln seines Inhabers. An Neujahr allerdings beginnt für den Schweinehund die stressige Phase, in der er im großen Stil überwunden, angefeindet, ja sogar bekämpft wird – je nach Willensstärke von Frauchen oder Herrchen zwischen zwei und 27 Tagen.
Einen augenscheinlich notorischen Verlierer im Kampf gegen den persönlichen Diktator traf ich unlängst im Fitness-Studio.
Nach kurzer, aber intensiver Entkleidungszeit bewegte der 125-Kilo-Koloss seinen haarigen und nur noch von einem Handtuch ummantelten Körper in Richtung Ausgang.
Plötzlich hielt er inne, drehte sich um und sagte: „Scheiße!“ Mehrere Blicke richteten sich auf den halbnackten Adonis. „Ist heute Dienstag?“, fragte er. „Ja“, antwortete ich. „Wie viel Uhr ist es denn?“, fragte er weiter. „Kurz vor sieben“, entgegnete ich und erntete dieses Mal ein weiteres, aber zweifellos verdrießlicheres „Scheiße!“. Ein anderer übernahm die entscheidende Frage: „Wieso? Was ist denn?“ „Heute ist Frauen-Sauna bis acht“, sagte er mürrisch. Und während er mit hängendem Kopf zurück zu seinem Schließfach schlurfte, murmelte er: „Jetzt muss ich trainieren – was für eine Zeitverschwendung!“
Beim Training trug er dann übrigens ein quietschgelbes T-Shirt mit dem Aufdruck: „Gutenberg-Marathon 2015“. Von wegen notorischer Verlierer: Schweinehundtechnisch ein absoluter Vollprofi.